Die Stockmann-Orgel

in der St. Ludwig-Kirche

in Berlin-Wilmersdorf

 

 

 

 

Vor der heutigen Stockmann-Orgel befand sich in der Ludwig-Kirche die 1951 fertiggestellte Steinmeyer-Orgel. Die Steinmeyer-Orgel war aus finanziellen und aus Gründen der Materialknappheit der Nachkriegsjahre aus ,,minderwertigem“ Material erstellt worden, so dass bereits Mitte der 60-er Jahre klar war, dass es keinen Sinn hatte, sie nach dem ursprünglichen Plan zu vervollständigen. Also wurde für eine neue Orgel geworben und gesammelt. Ein bereits 1951 gegründeter Orgelbauverein wurde dazu reaktiviert und hat Beachtliches geleistet.

Nach heftigem Hin und Her bekam die Firma Stockmann (Werl/ Westf.) den Auftrag, nach einem Plan von Prof. Joseph Ahrens eine neue Orgel mit 42 Registern auf drei Manualen und Pedal für die St. Ludwigskirche zu erbauen. Sie wurde am 29.8.1970 eingeweiht. Ihre Disposition ist stark gebunden an die Klangvorstellungen von Joseph Ahrens, der zu der Zeit zu den ,,modernen katholischen Kirchenkomponisten“ zählte, die mit neuen Orgelklängen experimentierten.

Die Spieltraktur ist wie zu Zeiten Bachs mechanisch angelegt, d.h., es gibt eine durchgehende (seit 1985 hölzerne) Verbindung zwischen Tasten und Spielventilen unter den Pfeifen.

Die Register sind elektrisch einschaltbar und konnten ursprünglich mittels einer sog. ,,Englischen Setzeranlage" (in Berlin nur zweimal gebaut) in 6 Gruppen schnell ein- und ausgeschaltet werden.

Aus finanziellen Gründen hat man auf einige Grundausstattungselemente damals verzichtet. Es fehlten einige Register, Koppeln und Schaltungen, die bei Orgeln dieser Größenordnung sonst gang und gäbe sind. Dennoch zählte diese Orgel, vielleicht wegen der Akustik der Kirche, die Orgelklänge - im Gegensatz zu gesprochenen Worten - begünstigt, zu den anhörenswerten Instrumenten in katholischen Kirchen Berlins.

1985 erfolgt eine Reinigung und technische Generalüberholung durch die Firma Stockmann. Dabei wurde die Orgel um 2 neue Register (Praestant 4´ im Rückpositiv und Hautbois 8´ im Schwellwerk ergänzt.

 

Die Arbeiten 1999 durch „Berliner Orgelbau Karl Schuke“

 

Anläßlich der Kirchenrenovierung im Jahre 1999 beschloß der Kirchenvorstand, die Berliner Orgelbaufirma Karl Schuke mit der Reinigung und Generalüberholung der Orgel zu beauftragen. Ziel war die Gewinnung von mehr Gravität, was durch eine Änderung der Intonation und die Ergänzung der Disposition erreicht werden konnte.

Die ursprüngliche Intonation „auf offenem Fuß“ mit extrem engen Kernspalten und ebenso extrem niedrigen Winddruck wurde aufgegeben zugunsten einer Kernspaltenintonation mit vorsichtigen gesetzten Kernstichen.

Auch wurde die Funktionssicherheit der mechanischen Tontraktur wie der elektrischen Registertraktur deutlich verbessert und neue automatische Trakturspanner eingebaut.

Das Register „Clairon 4´“ wurde ins Schwellwerk umgesetzt, um im Hauptwerk Platz zu machen für ein „Fagott 16´“ (aus der Hauptwerkstrompete 8´ mit 12 neuen Basspfeifen). „Trompete 8´“ wurde neu gebaut.

Das aufgebänkte „Cornett“, vorher eine repetierende Terzmixtur, wurde durch Neuorgtanisation der Pfeifen zu einem durchlaufenden Cornett nach französischem Vorbild.

Das vorher nahezu unbrauchbare Pedalregister „Aliquotbass“ wurde aufgeteilt in 2 Register (Baßsesquialtera und Hintersatz).

Durch eine großzügige Einzelspende von Frau Christine Semrau wurde der Einbau des Holzregisters „Quinte 10 2/3´“ ermöglicht.

Eine 4000-fache Setzeranlage (an Stelle der 6-fachen) rundet das Bild dieser Arbeiten ab.

 

Die Arbeiten 2014 durch „Berliner Orgelbau Karl Schuke“

Reinigung und Generalüberholung, Elektrifizierung des Pedals unter Aufgabe der mechanischen Traktur. Elektronisches Koppelsystem mit

 

5 Oktavkoppeln (III-P 4´/ III 16´/ III 4´/ III-II 16´/ III-II 4´)

 

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